Wie künstliche Intelligenz die Medizin revolutioniert

Mit KI zu besseren Diagnosen

Ob sprachgesteuerte Smarthome-Systeme oder selbstfahrendes Auto – künstliche Intelligenz (KI) verändert fast all unsere Lebensbereiche. Da bildet die Medizin natürlich keine Ausnahme. Wir verraten Ihnen, in welchen Bereichen smarte Technologien Ärzte unterstützen können, wie das in der Praxis funktioniert und warum die Veränderungen trotzdem ihre Zeit brauchen.

Warum KI in der Medizin immer wichtiger wird

Dass unser Gesundheitswesen aktuell massiv unter Druck steht, hängt nicht nur mit Corona zusammen. Generell gibt es immer mehr ältere Menschen. Chronische Erkrankungen nehmen zu und müssen zeitaufwendig und fachkundig behandelt werden. Die Belastung für das medizinische Personal steigt und es müssen innovative Lösungen her, um damit fertig zu werden.

Hier kommen smarte Technologien ins Spiel, die beispielsweise in der Radiologie an manchen Stellen schon Anwendung finden. Intelligente Bilderkennung ist ein Bereich, in dem die Entwicklung bereits besonders weit fortgeschritten ist. Neue Geräte können zum Beispiel auf Röntgenaufnahmen sogenannte Rundherde, also Verschattungen, auf der Lunge markieren, die auf eine Krebserkrankung hindeuten könnten. Damit kann die künstliche Intelligenz Radiologen entlasten.

KI als Ergänzung zu menschlichem Know-how

Das ist nicht selten dringend notwendig, weil das geforderte Arbeitspensum extrem hoch ist. In den Stoßzeiten hilft die KI dann zu priorisieren und dient außerdem als „Sicherheitsnetz“, damit in der Hektik nichts unter den Tisch fällt.

Sie kann außerdem als Zweitmeinung herhalten und auf Röntgenbildern auch Dinge erkennen, nach denen gar nicht gesucht wird, zum Beispiel Auffälligkeiten in der Lunge, obwohl es bei der Aufnahme eigentlich um die Wirbelsäule ging.

Die Technik soll menschliches Personal nicht ersetzen

Dabei muss niemand Angst davor haben, demnächst nicht mehr von dem vertrauten Arzt behandelt, sondern von einem Algorithmus abgefertigt zu werden. Künstliche Intelligenz dient aktuell und in der nahen Zukunft nur zur Unterstützung des medizinischen Personals.

Ärzte könnten künftig über smarte Geräte verfügen, die helfen, Routineaufgaben schneller zu bewältigen und mehr Zeit für das persönliche Gespräch mit Ihnen zu ermöglichen. Gute Ärzte werden also durch die KI nicht überflüssig, aber ihr Beruf wird sich verändern – und somit auch Ihr Arztbesuch.

Künstlich intelligent, aber wie intelligent eigentlich?

Wo KI bereits eingesetzt wird, kann sie im medizinischen Bereich meist keine Aufgaben übernehmen, die nicht auch ein Mensch ausführen könnte. Aber wie sieht es mit der  Zuverlässigkeit aus? Dazu gibt es verschiedene Studien. 

1. Algorithmus erkennt Hautkrebs besser

In einer Untersuchung nahmen es Hautärzte aus zwölf Universitätskliniken in Deutschland mit einem Algorithmus auf. Es galt, auf Bildern Muttermale von schwarzem Hautkrebs zu unterscheiden. Dabei kam der Algorithmus auf ein besseres Ergebnis als 136 von 157 der menschlichen Teilnehmenden. Nur 21 Dermatologen waren gleichauf oder besser.

2. KI lernt schneller und weniger beschränkt

Dazu kommt, dass Maschinen einen wesentlichen Vorteil haben: Sie lernen schneller und haben dabei weniger Beschränkungen als beispielsweise der Arzt, der an seinen Praxisalltag gebunden ist. Und sie können sich direkter vernetzen und Wissen austauschen. Die Obergrenze dessen, was künstliche Intelligenz im medizinischen Sektor noch leisten kann, ist also keineswegs erreicht.

Ganz so schnell geht es trotzdem nicht

Wer sich die Vorteile anschaut, wird vermutlich sagen: „Besser heute als morgen unterstützende KI einsetzen.“ Tatsächlich müssen wir aber damit rechnen, dass es mit der breiten Umsetzung noch dauern wird. Das hat mehrere Gründe:

  • Zum einen fehlen in manchen Bereichen schlicht und einfach die Daten, mit denen smarte Geräte arbeiten könnten. Ältere Befunde sind nämlich oft gar nicht digitalisiert, sondern nur in Papierform vorhanden. Zum anderen müssen die Geräte im medizinischen Bereich komplizierte Zulassungsverfahren durchlaufen.
  • Außerdem ist da noch die Geldfrage, die sich immer stellt, wenn neue Technologien angeschafft werden müssen. Doch auch in diesem Punkt wird sich einiges tun, wenn sich die Innovationen mehr und mehr durchsetzen. Wir dürfen also hoffen, dass wir davon bei künftigen Arztbesuchen profitieren werden und das medizinische Personal entlastet werden kann.

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Veröffentlicht: 10.03.2022 - Aktualisiert: 27.03.2024